Akupunktur

Der Name Akupunktur leitet sich vom Lateinischen ab. Er setzt sich zusammen aus „acus“, das bedeutet Nadel und „punctio“, das bedeutet Stechen. Die Akupunktur gibt es vermutlich schon über 2000 Jahre. Sie ist eine Behandlungsmetode der traditionellen Chinesischen Medizin.

Die Lehre spricht von Energiebahnen, die den Körper durchziehen, vergleichbar mit Stromleitungen in unserem Lande. Sie versorgen die verschiedenen Organe mit Energie. Diese Energiebahnen heißen Meridiane. Auf den Meridianen liegen nun verschiedene Schaltstellen, an denen die Energie umgeleitet oder auch verstärkt werden kann, ähnlich wie Transformatoren oder wie bei einem Reisfeld eine kleine Schleuse zum Öffnen des Wassers. Bei der Akupunktur werden die einzelnen Schaltstellen mittels einer Nadel aktiviert.

Wie kommt man nun auf so ein ausgeklügeltes System, fragt man sich da? Der Ursprung ist nicht so ganz bekannt. Aber mein chinesischer Lehrer, bei dem ich meine Ausbildung gemacht habe, hat es so beschrieben, dass viele kleine Dörfer verschiedene Punkte hatten.

Kam also ein Kranker mit Magenschmerzen zu einem chinesischen Heiler, so kannte der Heiler Punkte, die speziell für den Magen gut waren. In einem anderen Dorf waren es wieder etwas andere Punkte und auch Punkte für andere Schmerzen. Jedes Dorf oder jede Gegend hatten ihre spezifischen Punkte. Es kamen dann die Gelehrten zusammen und haben alles verbunden. Bei der Verbindung stieß man nun auf das Meridiansystem und vereinte es, durch die Verbindung der Punkte.

Die Akupunktur kam zu uns im siebzehnten Jahrhundert. Sie wurde von den Niederländern bekannt gemacht und verbreitete sich recht schnell.

Die traditionelle chinesische Medizin hat das Yin Yang Zeichen als Symbol. Es ist zwischenzeitlich sehr bekannt und ziert die meisten Praxen, die sich mit der TCM „traditionellen chinesischen Medizin“ beschäftigen. Dieses Symbol sagt mehr oder weniger alles über die dahinterstehende Logik der Akupunktur.

Es geht um Energie

Was ist das nun, diese Akupunktur. Sie beschäftigt sich mit der Energie im Körper. Bei den Chinesen nennt sich die Energie: QI. Entweder ist nun zu viel Energie in einem System oder zu wenig. Die Mitte, also die Balance zwischen zu viel und zu wenig Energie, das bedeutet Gesundheit. Ist ein System in seiner Mitte, in der Balance zwischen allen Aufgaben, dann bewältigt es diese auch. Ist zu wenig oder zu viel Energie da, so gibt es eine Verschiebung der Gleichgewichte und damit auch Unstimmigkeiten und Krankheiten. Dies ist nun in dem Yin Yang Zeichen zu sehen. Im Fachjargon: Taijitu: Yin ist demnach dunkel, kühl, passiv, ruhig, weiblich. Yang: hell, heiß, aktiv, männlich. Es sind die zwei Pole, ähnlich wie Tag und Nacht, Mann, Frau etc. Das Zeichen ist komplementär und nicht entgegengesetzt.

Diese Überlegung mit der Mitte lässt sich natürlich auch auf andere Gebiete übertragen. Uns fallen sehr viele Dinge ein, die nicht in ihrer Mitte sind und dementsprechend nicht so ganz funktionieren.

Wie kann man sich das nun mit diesem Yin Yang Zeichen vorstellen? Ein „zu viel an Energie“, das wären z.B. Bluthochdruck, Entzündungen in den Gelenken oder auf der Haut oder einfach generell Schmerzen. Beim Verhalten zeigt sich ein zu viel an Energie in Aggressionen und ADHS, also in sehr viel Power, die der Mensch aufweist. Auch sehr viel Energie beim Reden. Das wäre dann also eine Erhöhung des Yang.

Ein „zu wenig an Energie“ wäre dann eine Schwäche in den einzelnen Organen, eine Tonusverminderung in der Muskulatur, niedriger Blutdruck, niedrige Herzfrequenz, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Depressionen, Ängste, Rückzug. Das wäre dann eine Erhöhung des Yin. Man kann sich vorstellen, das sowohl ein zu viel an Energie als auch ein zu wenig an Energie nicht gut für den Menschen sein kann. Die Akupunktur hat nun die dankbare Aufgabe, sie wieder in ihre Mitte zu bringen.

Und das kann sie mit verschiedenen Punkten. Es kann auch passieren, dass beides auftritt, ein zu viel und ein zu wenig an Energie. Oder im Wechsel, zum Beispiel morgens zu viel, zwei Stunden später zu wenig Energie usw. bis in den Abend hinein.

Insgesamt gibt es 12 Meridiane, sogenannte „Energiestraßen“ im Körper. Diese versorgen die einzelnen Organe mit Energie. Auf den Meridianen liegen nun die einzelnen Punkte, in die man mittels der Akupunkturnadel sticht. Eine Akupunktur Sitzung dauert ungefähr dreißig Minuten. Der Patient legt sich am besten hin und bekommt die Anweisung zu entspannen. Es gibt über 1200 Akupunkturpunkte, davon werden vielleicht 500 in der Praxis eingesetzt.

Unabhängig von der Energiefunktion hat die Wissenschaft noch herausgefunden, dass bei jeder Akupunktursitzung Endorphine wie Serotonin oder Dopamin ausgeschüttet werden. Die sogenannten Glückshormone.

Indikationen

Die Einsatzgebiete der Akupunktur sind sehr vielfältig:

Akupunktur wird auf jeden Fall bei jeglichen Schmerzzuständen wie Kopfschmerzen oder Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates eingesetzt. Verspannungen bekommt man sehr gut mit Akupunktur in den Griff. Es gibt sehr viele Menschen, die schon mit allen erdenklichen Geräten gecheckt wurden und man fand nichts, was ihnen so viel Schmerzen bereitet. Dort hat die Akupunktur ihre sehr gute Wirkung. Nicht in mechanischen Abläufen, sondern im Energetischen.

Mir ist bewusst, dass dies für hartgesottene Techniker skurril wirken mag. Wie Energie? Im Körper? Wie soll das gehen? Aber die Praxis zeigt Linderung für den Patienten, die Energie spielt für die Heilung eine immense Rolle. Und jeder wird nach einer gut durchgeschlafenen Nacht mit sehr viel Kraft aufwachen. Keiner fragt sich aber, woher die Energie denn nun bezogen wurde über Nacht. Ein geheimes Ladekabel zur Steckdose ist bisher noch nicht gesichtet worden. Wie funktioniert denn wirklich Erholung?

Auch bei Heuschnupfen oder allergischen Erkrankungen wird die Akupunktur eingesetzt und zeigt gute Erfolge. Es gibt die entsprechenden Punkte für Heuschnupfen und die von Heuschnupfen geplagten Menschen sind dankbar, dass es die Akupunktur gibt.

Auch bei neurologischen Erkrankungen wie zum Beispiel nach Schlaganfällen oder bei M.S. wird die Akupunktur angewendet. Bei der Geburtsvorbereitung leistet sie hervorragende Dienste oder auch bei einer Steißbeingeburt. Mit Hilfe der Akupunktur lässt sich das Kind sehr gut drehen. Ich hatte auch schon einige Musiker mit Stimmbandproblemen, auch da hat die Akupunktur sehr gute Dienste erwiesen.

Auch hatte ich sehr gute Erfolge nach misslungenen OPs bei Schilddrüsen-Entfernungen. Manche Patienten hatten danach Probleme mit der Luftröhre oder auch mit ihren Stimmbändern.

Was die Akupunktur nicht kann, ist zerstörtes Gewebe wieder herstellen. Wenn etwas zerstört ist, dann ist es mit Akupunktur nicht möglich, dieses wieder her zu zaubern. Auch bei ansteckenden Krankheiten ist die Akupunktur kontraindiziert. Bei Kollapsneigung sollte man die Akupunktur nur im Liegen durchführen.

Alles in allem ist die Akupunktur ein sehr gutes Werkzeug, um den Patienten Linderung zu verschaffen. Für den Skeptiker hätte ich da noch etwas: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“. Insofern bleibt er immer auf der sicheren Seite. Die sichere Seite, die er als sicher einstuft. Aber meist ist seine persönliche Sicherheit auch seine Krankheit, die er hat. Denn wenn Heilung so funktionieren würde wie eine Maschine, so wär sie immer und jederzeit reproduzierbar und ein Gesetz. Das ist bei der Medizin nicht der Fall, man kann bei dem Heilungsprozess immer nur von Prozenten reden, wie das Mittel oder die Methode wirken wird. Das liegt auch an einem ganz bestimmten Grund. Jeder Mensch ist einmalig.