Volkskrankheit Tinnitus

Jeder vierte Deutsche hat schon einmal ein Ohrgeräusch wahrgenommen, dass objektiv nicht zu hören war. Viele Betroffene beschreiben dieses Geräusch als Lokomotive im Ohr, aber auch ein Rauschen, Summen, Klingeln, Brummen oder Pfeifen ist häufig.

Phantomgeräusch

In der Stille, beispielsweise beim Einschlafen haben viele Patienten die erste Wahrnehmung des Tinnitus. Am Anfang waren Sie sicherlich erstaunt, dass Sie das Rauschen der Heizung hörten. Sie haben sicherlich überlegt, ob es außerhalb des Hauses eine Quelle für dieses Geräusch gibt. Nach einiger Zeit war es für Sie persönlich klar, dass dieser Laut aus Ihrem Ohr kommt. Diese Hörgeräusche sind häufig, normalerweise endet diese Fehlwahrnehmung innerhalb weniger Stunden oder Tage. Wenn das Ohrgeräusch über diesen Zeitraum hinaus vorhanden ist, spricht man vom Tinnitus. Tinnitus aurium ist die Bezeichnung dieser Erkrankung, die über 25 Prozent der Bevölkerung kurzzeitig trifft. Sie wird auch Phantomgeräusch genannt.

Tinnitus: Eine Erkrankung- viele Gesichter

Folgende Hörwahrnehmungen werden häufig bei Tinnitus beschrieben:

  1. Rauschen
  2. Summen
  3. Brummen
  4. Klingeln
  5. Pulsation
  6. Pfeifen

Auch die Frequenz, mit der das Geräusch auftritt, ist unterschiedlich: Viele Betroffene nehmen einen Dauerton wahr, während andere immer wieder Intervalle von Hörgeräuschen haben. Die Bewältigung dieser Situation ist für viele Menschen eine große Belastung. Vielleicht denken auch Sie, dass dieses Geräusch kaum auszuhalten ist.

Objektiver Tinnitus

Bei den Ursachen wird der objektive und subjektive Tinnitus unterschieden. Die objektive Form ist selten. Hier können Erkrankungen des Körpers die Ursache für das Phantomgeräusch sein. Beispiele dafür sind Herzklappenerkrankungen und Anämie. Die Quelle des Geräusches ist das Ohr selbst. Falls das Ohrgeräusch über mehrere Stunden nicht sistiert sollte ein Hals- Nasen- Ohren- Arzt kontaktiert werden.

Subjektiver Tinnitus

Der subjektive Tinnitus dagegen lässt sich nicht durch radiologische Verfahren oder Untersuchungen beim Hals- Nasen- Ohren- Arzt diagnostizieren. Deshalb wird diese Erkrankung auch idiopathischer Tinnitus genannt. Die Ursachen sind sehr vielfältig. Von einem Discobesuch und dem daraus resultierendem Schallstress, einem Schalltrauma oder einem Hörsturz. In Frage kommen Verknöcherungen des Ohres, Belüftungsstörungen, Mittelohrentzündungen, Morbus Menière (Kombination aus Schwindel, Übelkeit und brummenden Ohrgeräuschen) oder Verletzungen des Trommelfells. Insbesondere bei alten Menschen können auch Herz- Kreislauferkrankungen, Diabetes und Arteriosklerose die Ursache sein. Auch Ohrenschmalz oder Dekompressionsbehandlungen nach Tauchunfällen können zu Tinnitus führen.

Beim subjektiven Tinnitus kommt das Geräusch nicht von Ohr selbst, sondern dieses unterliegt einer Täuschung. Es erfolgt eine Übertragung von Impulsen des Gehirnes auf das Ohr. Deswegen spricht man auch von Phantomgeräuschen.

Stress als Auslöser

Bei den meisten meiner Patienten wurde vor dem Tinnitus eine Zeit beschrieben, die sehr ereignisreich und stressig war. Die Betroffenen konnten dem nicht entkommen und mussten sich „einiges anhören“. Häufig ist eine schockierende Mitteilung der Auslöser. Manchmal handelt es sich aber auch um eine Verletzung, die alltäglich ist. Die gehörte Information spielt beim Tinnitus eine sehr große Rolle. Vielleicht können Sie es einfach nicht mehr hören, was zu Ihnen gesagt wurde. Die Psychosomatik hat hier viele passende Redensarten, die Erklärungsmuster für die Ursachen des subjektiven Tinnitus sein können.

Fallbeispiel

Meine eigene Frau ist ein gutes Beispiel, von dem ich Ihnen jetzt berichten möchte:

Sie hatte einen Artikel für unsere Zeitschrift verfasst und sehr viel Energie und Liebe in diesen investiert. Als sie die Ausführungen dem Chefredakteur übertragen hatte, rief er sogleich an und traf sie an einer sehr sensiblen Stelle ihrer Persönlichkeit. Er kritisierte ihren Artikel am Telefon aufs Äußerste, die Wörter trafen sie so sehr, dass sie danach einen Tinnitus entwickelte. Dieser benötigte einige Zeit, bis er sich reduzierte. So oder ähnlich beschreiben auch andere Patienten in meiner Praxis, die Entstehung des Tinnitus. Eine seelische Verletzung über das Gehörte findet statt.

Auch wenn der Tinnitus durch die Überlastung des Gehirnes mit dem Gehörten die Ursache ist, ist das Ohr das Organ, an dem sich diese Überforderung zeigt.

Kreislauf bei der Entstehung des Tinnitus

Das Geräusch verursacht in der Anfangszeit Schlafstörungen, Ängste und Paniken. Die Patienten wissen oft nicht, wie sie die neue Wahrnehmung einordnen sollen. Sie sind verunsichert, was geschehen ist. Der Betroffene ist um seine Ruhe beraubt und entwickelt psychische und psychosomatische Symptome, die zu weiterem Stress führen und die Wahrnehmung des Tinnitus verstärken. Bei Tinnitus sollten zeitnah Maßnahmen zur Behandlung eingeleitet werden. Bei frühzeitiger Therapie sind die Erfolgsaussichten am größten.

Multimodaler Therapieansatz

Die Therapie in unserer Praxis ist vielfältig. Die besten Erfahrungen habe ich mit Akupunktur gemacht. Der schnelle Beginn von Maßnahmen erhöht die Erfolgsaussichten. Immer wieder wird in der Literatur beschrieben, dass Akupunktur die Beschwerden eines Tinnitus stark vermindert oder ganz verschwinden lässt. Wir therapieren über die Akupunktur den Energiehaushalt, dadurch können wir Maßnahmen einleiten, die den Menschen in seiner Ganzheit stärken. Außerdem schulen wir die Konfliktbewältigung, häufig sind diese persönlichen Kontroversen nicht einfach zu lösen.

Wirkungsweise der Akupunktur

In der Traditionellen Chinesischen Medizin wurden durch lange Beobachtungen Energiebahnen im Körper des Menschen bestimmt, die sogenannten Meridiane. Probleme beim Hören werden mit einer Schwächung der Nieren in Verbindung gebracht. Auch weitere Organe, wie die Gallenblase, Herz und Lunge können entkräftet sein. Nach den Auslegungen der traditionellen chinesischen Medizin sind Hörgeräusche mit emotionalen Schwierigkeiten gekoppelt. Die Akupunktur richtet sich an dem individuellen Beschwerdebild aus.

Tinnitus und berufliche Belastungen

Insbesondere dann, wenn der Tinnitus durch eine berufliche Angelegenheit ausgelöst wird, ist ein Prozess des Umdenkens notwendig. Der beruflichen Überforderung kann man nicht so leicht vermeiden. Eine berufliche Veränderung ist manchmal mit finanziellen Einbußen und Risiken verbunden. Sie sollten auf jeden Fall prüfen, ob Sie der Quelle, die das Stress- Erleben verursacht, ausweichen können. Immer sollten Gelegenheiten der beruflichen Neuorientierung geprüft werden. Falls sich keine Möglichkeit ergibt, den Stress zu meiden, ist es notwendig den Umgang mit der Überbelastung und Anspannung zu trainieren. Dieses erfordert die Arbeit an den persönlichen Grundhaltungen, sowie das Training der Achtsamkeit gegenüber sich selbst. Die Kombination aus naturheilkundlichen Verfahren und eine Veränderung der Einstellung zu sich selbst, also die Stärkung der Persönlichkeit hat sich am besten bewährt.

Ressourcen aufbauen

Auch eine Phase der Schonung ist wichtig. Die Patienten, die ich begleite, sind immer wieder erstaunt, welche Auswirkungen Druck und Last der beruflichen Arbeit auf das körperliche und seelische Wohlbefinden haben und sich als Tinnitus manifestieren können. Negative Energien, die durch Anstrengung ausgelöst werden, suchen sich ihren Weg und werden in Erkrankungen wie Tinnitus deutlich. Selbst bei Prüfungssituationen treten häufig körperliche Symptome auf.

Tinnitus ist eine sehr belastende Erkrankung, die alle Facetten des Lebens beeinträchtigen kann. Nach schulmedizinischer Diagnostik sollte eine frühzeitige Intervention erfolgen. Hier können naturheilkundliche Verfahren in der Kombination mit Methoden zur Stressreduktion die Symptomatik des subjektiven Tinnitus nachhaltig verbessern oder komplett beseitigen.